Ostern ist vorbei – und jetzt?
Die Schokoeier sind gesucht, gefunden und gegessen, Ostern ist abgehakt. Was kommt jetzt als Nächstes?
Wir können zum Gewohnten zurückkehren: Familie, Home Office, Schule – in welcher Form auch immer -, vielleicht doch ein Sommerurlaub? Oder was sonst? Die Nachfolger, die Jesus um sich versammelt hatte, versuchten nach seiner Kreuzigung genau das: sie gingen in ihre Heimat zurück, in ihr gewohntes Leben, die Fischer begannen wieder zu fischen. Von seiner Auferstehung erfuhren sie erst im Laufe der nächsten Tage. Zum Teil brauchte es einige Wochen und mehrere persönliche Begegnungen, bis sie sich darauf einlassen konnten.
Das Kirchenjahr hat als Nächstes Christi Himmelfahrt und Pfingsten im Angebot. Wer eine größere Zeitspanne im Blick hat, darf nach biblischen Berichten auch damit rechnen, dass Jesus erneut auf die Erde kommen wird.
Was hat das nun mit uns zu tun? Worauf sollen wir warten? Und welchen Sinn könnte das machen?
Warten steht nicht hoch im Kurs. Wir sind es gewohnt, schnell und effektiv zu sein. Ist Wartezeit nicht verlorene Zeit? Wie schwer uns persönlich Warten fällt, können wir in der aktuellen Pandemiesituation feststellen. Warten nervt und macht überhaupt keinen Spaß.
Andererseits brauchen und schätzen wir Übergangszeiten: Im Frühling ist der Winter zu Ende und wir freuen auf den Sommer, in den Monaten der Schwangerschaft bereiten wir uns auf ein Kind vor, als Teenager sind wir kein Kind mehr, aber auch noch nicht erwachsen, wenn wir krank waren, brauchen wir eine Erholungsphase, bis wir wieder ganz gesund sind. Wo der Übergang fehlt, muss er manchmal nachgeholt werden: Nach dem Arbeitstag finden wir es wohltuend, einen „Nachhauseweg“ zum Abschalten zu haben, nach einer anstrengenden Arbeitsphase brauchen wir ein paar Tage, um im Urlaub „anzukommen“. Wartezeiten sind Zwischenzeiten, Reifezeiten, und scheinen zum Leben dazuzugehören.
Was heißt das nun für unsere Gegenwart in Deutschland im Mai 2021 – im Lockdown und nach Ostern? Sollen wir warten? Und worauf? Welche Chancen bieten Zwischenzeiten? Könnte es ein Gewinn sein, unfertige Prozesse als persönliche Reifezeiten schätzen und nutzen zu lernen?
Auch in Bezug auf den christlichen Glauben befinden wir uns in einem solchen Prozess, ob wir nun Nachfolger Jesu sind oder nicht. „Es ist vollbracht“, hören wir von Jesus kurz vor seinem Tod. Aber es ist noch nicht für alle sichtbar. Zwischenzeit. Die Versöhnung mit Gott ist möglich geworden, über 500 Menschen sind Jesus nach seiner Auferstehung persönlich begegnet, eines Tages werden ihn alle in seiner Herrlichkeit sehen können. Heute können wir es im Glauben ergreifen und mit dem Verstand untermauern. Zwischenzeit.
Werden wir die Beziehung zu Jesus aufnehmen, ausbauen und das Vertrauen aufbringen, Zwischenzeiten auszuhalten?