Fastenzeit! 

Schon wieder? Reicht der Lockdown nicht…?

In allen Kulturen und Religionen gibt es die Erfahrung, dass Verzicht uns offen macht, anders über das Leben nachzudenken. Auch in Deutschland sind Aufenthalte im Kloster seit einigen Jahren wieder gefragt. Einkehr, Umkehr und Besinnung scheinen essentiell für unsere Lebensführung zu sein. 

Was ist wirklich wichtig? Was brauchen wir zum Leben?

Notstand veranlasst uns zum Nachdenken. Natürlich macht es einen Unterschied, ob wir freiwillig und zeitlich begrenzt auf gewisse Luxusgüter verzichten, oder ob wir unfreiwillig und unabsehbar einem Mangel ausgesetzt sind. „Wüstenzeiten“, ob selbst- oder fremdbestimmt, beinhalten jedoch immer auch eine Chance. Die Bibel berichtet wiederholt davon, dass Menschen vor ihrem großen Auftrag in die Einsamkeit geschickt wurden: Mose musste fliehen, nachdem er einen Ägypter erschlagen hatte. Nach 40 Jahren in der Wüste war er reif geworden, das Volk Israel aus der ägyptischen Gefangenschaft zu führen. Jesus verbrachte 40 Tage in der Wüste und musste in dieser Zeit die Versuchungen des Teufels abwehren. Paulus verbrachte nach seiner Bekehrung drei Jahre mit einer starken Sehbehinderung im für ihn ausländischen Damaskus und später immer wieder Zeiten im Gefängnis. Von dort hat er Briefe an neue Gemeinden geschrieben, die auch für uns noch ermutigend sind. Johannes wurde als alter Mann im Zuge der Christenverfolgung auf die Insel Patmos verbannt. Dort empfing er die Visionen, die wir im letzten Buch der Bibel – der Offenbarung -nachlesen können. 

Heute klagen wir Gott schnell an, wenn in unserem Leben nicht alles so läuft, wie wir es gedacht und vielleicht auch von ihm erbeten haben. Manche denken auch, durch selbstgewählten Verzicht Gott gefallen oder sogar beeinflussen zu können. Aber könnte es nicht auch sein, dass Gott uns manchmal schwierigen Erfahrungen aussetzt, damit wir unser Denken und unser Herz für Neues öffnen? Damit wir ihn suchen und uns von seiner Liebe finden lassen?

Dann fragen wir nicht mehr „warum?“ oder suchen den Schuldigen für die Misere, sondern wir fragen: „wozu könnte das in meinem Leben gut sein?“ 

Auch ohne religiösen Hintergrund bringt ein bekannter Postkartenspruch diesen Gedanken auf den Punkt: „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann.“  (nach Francis Picabia)  

Intuitiv schmunzeln wir und denken, dass das wohl schon richtig so ist. Was ist so ansprechend daran? 

Wir wissen, dass wir uns immer wieder hinterfragen müssen. Wo führt das hin, was wir tun? Persönlich und als Gesellschaft? Können wir in den Spiegel sehen und ertragen, was wir da sehen? Wer sind wir vor Gott? All unsere Angst, unsere Gier, Habsucht und Niedertracht ist ihm nicht verborgen. Können wir uns damit auch an ihn wenden – wie an einen kompetenten Arzt für unsere Seele, sogar für unser ganzes Leben?

Er wartet schon lange darauf, dass wir nach ihm fragen und wird dieses Vertrauen nicht enttäuschen. Wir werden erleben, wie er uns annimmt, heilt, unsere Gedanken in andere Richtungen führt und uns Freiheit und Geborgenheit schenkt.

In der Bibel lesen wir: Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. (2.Timotheusbrief, Kapitel 1, Vers 7)

Mit seiner Hilfe neu ausgerichtet, können wir uns dann wieder besser unseren Aufgaben zuwenden.