Der Jahreswechsel steht an. Diesmal ohne Böller, Raketen oder Silvesterparties. Eine Chance, Bilanz zu ziehen und Korrekturen vorzunehmen.

Bilanz 2020 – wie sieht unser persönlicher Rückblick aus? Oft lesen und hören wir in diesen Tagen, das vergangene Jahr sei ein Besonderes gewesen, das wir wohl so schnell nicht vergessen werden. Ja, das stimmt. Vieles war anders als wir es kennen. Das Leben wurde unkontrollierbarer, verwundbarer. Aber was heißt das für unser persönliches Leben? Was hat uns Angst bereitet, uns wütend gemacht? Wo waren wir gefordert oder ausgebremst? Was hat uns froh und glücklich gemacht? Haben unsere Werte, unsere Prioritäten getaugt? Welche persönlichen Ziele haben wir erreicht oder auch nicht – und warum? Wie ging es uns in unseren Familien, in unseren freundschaftlichen, nachbarschaftlichen und beruflichen Beziehungen? Und wie ging es den anderen mit uns? 

Korrekturen für 2021 – wie könnten unsere persönlichen Perspektiven aussehen? Die äußeren Umstände werden sich über diesen Jahreswechsel so wenig ändern wie über alle anderen auch. Überhaupt werden wir ja gerade darauf eingeschworen, Geduld zu haben. Was heißt das dann konkret? Darf und soll es so weitergehen wie 2020? Mit unserem Leben, unseren Beziehungen? Damit meine ich nicht die üblichen „guten Vorsätze“ zu Silvester. Denn die sind meistens im Februar schon wieder gescheitert. Ich meine vielmehr unsere tiefere Herzenshaltung, die unser Verhalten an der Oberfläche steuert: Wo setzen wir Schwerpunkte? Können wir das überhaupt entscheiden? Was trägt uns durch gute und durch schwierige Zeiten? 

Folgendes Gebet ist mir in diesem Zusammenhang wichtig geworden: „Lass uns nie vergessen, dass das Leben ein Geschenk ist. Dass wir irgendwann sterben werden und nicht alles kontrollieren können. Dass im Leben vieles unwichtig ist, was oft so laut daherkommt.“ (Johannes Hartl) 

Selbst nicht alles machen, kontrollieren und entscheiden zu können, fällt uns schwer. Es macht uns verwundbar, ohnmächtig. Könnte es uns aber nicht auch dahin führen, unser Leben auf einer noch viel tieferen Ebene in die Hand Gottes zu legen? Wir könnten seine Barmherzigkeit erfahren: sein Mitfühlen, seine Nachsicht, seine Milde, seine Gnade, seine Liebe. Sich bei ihm zu bergen, könnte uns dann in eine ganz neue, freie und aktive Lebenshaltung führen. Und wir könnten das weitergeben, was wir selbst als zutiefst wohltuend erfahren haben:

„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ – Jahreslosung 2021 (Evangelium nach Lukas, Kapitel 6, Vers 36)